Erst heiß begehrt, dann eiskalt abserviert. Klimaanlagen stinken, lecken, und streiken - wenn die Wartung nicht stimmt. Doch die Autohersteller scheren sich nicht um den Service.
Ohne Klima geht nichts mehr.Â
Rund 85 Prozent aller Mittelklasse-Autos und schon 60 Prozent der
Kleinwagen laufen mit dem beliebten Extra vom Band. Autohersteller und Zulieferer bejubeln den
Trend, denn die Kunden bezahlen bereitwillig hohe Aufpreise, wenn die Anlage nicht serien mäßig an Bord ist.
Doch nun brauen sich Gewitterwolken am Horizont zusammen. Die coolen Helfer haben
einen entscheidenden Schönheitsfehler: Sie sind nicht ganz dicht und zwar ausnahmslos. Das
Kältemittel (meist vom Typ R134a) verduftet im Laufe der Jahre klammheimlich aus dem
dritten Lebensjahr kann ein Drittel der Kühlflüssigkeit fehlen und die Aircondition spürbar an
Leistung verlieren. Weil mit dem Kältemittel auch die Schmierung für Dichtungen und den Kompressor verloren
geht, kollabiert sie bei fehlender Pflege nach spätestens fünf bis acht Jahren.
"Fahrzeugklimaanlagen können bauartbedingt keine hermetisch geschlossenen Systeme sein", heißt es in einem internen
Papier des Zulieferers Waeco.
Der Skandal - ein gewisser schleichender Kältemittelverlust wird von der Autoindustrie akzeptiert.
Die Hersteller kennen die Problematik, verschweigen aber beharrlich den Service. Im Inspektionsheft fehlen die
Punkte Lecksuche, Neubefüllen oder Reinigen der Klimaanlage in der Regel komplett. Auf Fragen zur Wartung reagieren
fast alle Hersteller ahnungslos bis arrogant. Eine Ignoranz die fassungslos macht.Â
Peugot:
Das der Inspektionsplan keinen Klimaservice vorsieht, begründen die Franzosen
damit, Das der Anteil von Klimaanlagen derzeit recht gering ist.
BMW:
Eine Wartung sei nicht nötig, da die Anlage wartungsfrei ist.
VW:
Die Wolfsburger Variante schwört auf eine "Lifetime-Befüllung", was wohl heißen soll,
das die VW-Fahrer ihr Auto nach dem Klima-Kollaps mitentsorgen...
Audi:
Hier besteht gar Anlass zur Befürchtung, das durch die Kontrollarbeiten zusätzliche
Schäden an der Klimaanlage auftreten.
Oft beschleunigt falsche Pflege den schleichenden Tod. Denn wer die Klimaanlage nicht mindestens zehn
Minuten pro Monat laufen lässt, erhöht das Risiko von Undichtigkeiten erheblich.
Grund: Schmieröl und Klimamittel entmischen sich mit der Zeit. Ein Thema, das BetriebsanleitungenÂ
und Serviceleute fast immer verschweigen.
Leckagen: Gefahr für die Umwelt!
Ökoexperten schlagen Alarm. Pro Jahr verliert jede Klimaanlage acht bis fünfzehn Prozent ihres
Füllmittels an die Außenluft. Eine unmittelbare Gesundheitsgefahr gibt es zwar nicht, aber die Umwelt
leidet. Nach inoffiziellen Schätzungen verdunsten allein in Deutschland 1150 Tonnen Kühlflüssigkeit
pro Jahr aus Auto-Klimaanlagen. Das Kältemittel R134a (Tetrafluorethan) ist zwar kein Ozonkiller wie
FCKW, fördert aber den Treibhauseffekt. Ein Kilogramm davon heizt die Atmosphäre so auf wie
1,3 Tonnen CO2. Eigentlich müssten Auto-Klimaanlagen verboten werden, doch das wäre weltfremd. Nun
hofft das Umweltbundesamt auf die umweltfreundliche und Sprit sparende CO2-Klimaanlage, die
jedoch frühestens 2005 auf den Markt kommt.
Tipps vom Profi
Damit die Klimaanlage möglichst lange hält, sollten Autofahrer
einige Grundregeln beachten. Pflege-Tipps von Klimahersteller Behr:
1. Wartung
Klima-Wartung alle 2 Jahre, bei Neuwagen erste Kontrolle nach drei, spätestens vier Jahren.
Prinzipiell gilt: Klimaanlagen immer ganzjährig betreiben!
2. DefekteÂ
Falls Klimaanlagen kaputt und die Vertragswerkstatt nicht für Reparaturen ausgerüstet ist,
unbedingt Spezialisten aufsuchen, zum Beispiel A.T.U.
3. Ältere KlimaanlagenÂ
(Baujahr vor 1992) Einmal im Monat mindestens zehn Minuten laufen lassen, damit die Wellendichtung des Kompressors
geschmiert und somit nicht undicht wird. Bei neueren Anlagen ist dies wegen der besseren
Dichtung nicht unbedingt nötig. Zur Vermeidung übler Gerüche sollten aber auch neuere
Anlagen nicht zu lange außer Betrieb sein.
4. Gerüche
Vor allem bei sporadischem Klimabetrieb oder Kurzstreckenfahrten wird der Verdampfer
nicht richtig abgespült und gereinigt. Bakterien und Pilze finden auf dem feuchten Verdampfer
ideale Bedingungen vor und vermehren sich - es stinkt. Abhilfe: Anlage mindestens
eine Stunde in Betrieb nehmen. Fünf Minuten vor Ende jeder Fahrt Klimaanlage ausschalten,
damit der Verdampfer abtrocknet. Wenn das nicht hilft, Verdampfer in der Werkstatt
reinigen und desinfizieren lassen.
5.Gebrauchtwagen mit Klimaanlage
Fragen ob die Klimaanlage lange außer Betrieb war. Falls ja, kann eine Inbetriebnahme
das Aus bedeuten, da oft kein Kältemittel mehr in der Anlage ist. Die fehlende Schmierung
ruiniert den Kompressor in kürzester Zeit. Der Ersatz des Kompressors kann mehrere
1000 Euro kosten.
Quelle: Flyer vom Autoteile Unger - Darmstadt, im Juni
2003