Passt
rot zu einem fast fünf Meter langen Kombi? Feuerwehrleute sehen darin wohl kein
Problem, und auch alle anderen können mit dem MG ZT-T schnell unterwegs sein.
Und für alle die rot nicht mögen: Es gibt den Wagen auch in dezenten Farben.
Doch den ZT-T auf seinen äußeren Anstrich zu reduzieren, wäre dem derzeitigen
Topmodell aus dem traditionsreichen britischen Marke MG unangemessen. Denn der
Edel-Kombi ist ein hervorragendes Reisemobil mit viel Platz und sportlichen
Ambitionen. Auch wenn die 190 PS mehr versprechen, als sie halten.
Aggressive Eleganz
Der
MG ZT-T ist ein Rover 75 Tourer mit einigen wenigen, dezenten Veränderungen
und eben einem neuem Logo. Und das ist gut so: Die 2001 vorgestellte Karosserie
besticht durch eine ausgewogene Formensprache, von den wohl proportionierten
öœberhängen über die weiche, sanft geschwungene Dachlinie bis hin zum verspielten
Heck. Vom Rover unterscheidet sich der MG nur marginal, beispielsweise mittels
des gelochten Kühlergrills. Doch die wenigen Retuschen verleihen dem Wagen eine
deutlich aggressivere Note, allem voran dem nun grimmig wirkenden Vier-Augen-Gesicht.
Hinten sorgen chromgefasste Endrohre für ein wenig Extravaganz. Und dann sind
da noch die serienmäßigen 18-Zoll-Felgen, die dem immerhin 4,79 Meter langen
Kombi zu einem wahrlich stattlichen Auftreten verhelfen.
Ambiente mit Atmosphäre
Sportlich
elegant geht es auch im Innenraum zu: Silberfarbene, formschöne und übersichtliche
Uhren, ein gut in der Hand liegendes Lederlenkrad, durchwegs hochwertige Kunststoffe
und der wohldosierte Einsatz von Chrom sorgen für Atmosphäre. Von Innen ist
der MG einfach der schönere Jaguar.
Die Sportsitze bieten guten Seitenhalt und taugen auch für lange Strecken.
Das vielfach verstellbare Gestühl ist deutlich härter als im Rover, daher auf
langen Strecken nicht jedermanns Sache. Serienmäßig gibt es Teilledersitze mit
zweifarbigen Ziernähten. Vollleder- oder Alcantara-Bezüge kosten 760 Euro Aufpreis.Das
Platzangebot im MG ZT-T ist mehr als ausreichend. Das schöne ist, dass man sich
in der langen Karosse trotzdem nie verloren vorkommt.
Groß
und flach präsentiert sich der Laderaum, der bei Bedarf bis zu 1.222 Liter Gepäckraumvolumen
bietet. Einziges Manko des ZT-T ist die Rundumsicht: Die sich nach hinten verengende
Karosserie und die kleine, mit dicken D-Säulen eingefasste Heckscheibe lassen
fast alles, was sich hinter dem Heck verbirgt, nur erahnen. Sehr niedrig ist
auch die Frontscheibe, die ebenfalls von einer breiten A-Säule gehalten wird.
Der Blick zur Ampel wird so oft zur Halsakrobatik. öœberzeugen können dafür die
groß dimensionierten Rückspiegel. Allerdings stehen sie hart im Wind, was schon
ab Tempo 120 deutlich zu hören ist. Auch an der A-Säule treten bereits ab Richtgeschwindigkeit
Windgeräusche auf.
Satter Klang und knackige Schaltung
Eine
wahre Freude für die Ohren bietet dagegen der Motor: Der 2,5-Liter-V6, kombiniert
mit dem Doppelauspuff, lässt keine Zweifel daran aufkommen, was MG mit dem ZT-T
im Sinn hatte: einen familientauglichen Sportwagen auf die Räder stellen. Nahezu
vibrationsfrei säuselt das Triebwerk im Leerlauf; bei niedrigen Touren bis 3000
Umdrehungen pro Minute brabbelt es dumpf, fast bedrohlich. Gerne traut man dem
V6 auch drei Liter oder mehr Hubraum zu. Um 4000 U/min wird der Klang etwas
aggressiver, bis bei den vollen 190 PS bei 6.500 Umdrehungen das Leichtmetall
verhalten kreischt. Im unteren Drehzahlbereich hängt der Motor hervorragend
am Gas, provoziert immer wieder zu im Grunde unnötigen Zwischensprints - einfach
weil es Spaß macht, das seidenweiche Hochdrehen zu spüren.
Großes Vergnügen bereitet auch die knackige 5-Gang-Schaltung, die Dank des
mit Leder und Chrom verzierten Knüppels nicht nur gut aussieht. Kurze Wege und
eine exakte Führung machen den Gangwechsel zum gerne wiederholten Spiel mit
dem Handgelenk. Gewöhnungsbedürftig ist die harte Kupplung und der relativ lange
Pedalweg.
Gute Straßenlage, mäßiger Durchzug
Was
der Motorklang verspricht, spiegeln die Fahrleistungen leider nicht ganz wider.
Keine Frage: 8,7 Sekunden von 0 auf Tempo 100 und eine Spitzengeschwindigkeit
von 220 km/h sind für einen Kombi dieser Größe gute Werte. Immerhin schleppt
der MG je nach Sonderausstattung bis zu 1,7 Tonnen mit sich herum.
Doch wer nicht ständig einen oder zwei Gänge herunterschalten will - aus dem
Normverbrauch von knapp 10 Litern Super können so schnell 15 Liter und mehr
werden - glaubt kaum, ein Auto mit fast 200 PS zu fahren. Durchzug ist nämlich
nicht gerade die Stärke des sportlich ambitionierten Briten. Drückt man beispielsweise
bei 120 km/h im fünften Gang aufs Pedal, rührt sich subjektiv fast nichts. Gleiches
Bild bei Tempo 140 und 160. Sobald die grimmige Front mit den serienmäßigen
Xenonscheinwerfern den Vordermann auf der Autobahn überzeugt hat, die linke
Spur besser frei zu machen, sollte man lieber herunter schalten. Sonst wird
es eng, bis der kleine Turbodiesel noch vor einem wieder zurück auf die öœberholspur
kommt. Wo sich die maximal 245 Newtonmeter (bei 4000 U/min) verstecken, bleibt
ein Geheimnis.
Trotzdem: Der aufgeblasene Rover ist ein gutes Langstreckenauto, der auf der
Autobahn zu Hause ist. Hauptgrund dafür ist das Fahrwerk. Straff, aber keinesfalls
zu hart, vermittelt es ein beruhigendes, stets sicheres Gefühl und guten Geradeauslauf.
Vor allem bei schneller Gangart. Doch auch öœberland fühlt sich der MG wohl.
Die präzise Lenkung, kaum Seitenneigung und die breiten 225er Niederquerschnittsreifen
verwandeln kurvige Landstraßen zum Riesentorlauf.
Ein Slalomspezialist ist der lange Kombi freilich nicht: In schnell gefahrenen,
engen Kehren und 90-Grad-Kurven spürt man Größe und Gewicht. Wenn der MG kommt,
dann gut dosierbar über die Vorderräder. Insgesamt besticht der Wagen durch
ein fast narrensicheres Fahrverhalten. Ein Ausbrechen des Hecks beispielsweise
muss grob provoziert werden. Sicher und schnell kommt der Wagen zum Stehen.
Die Scheibenbremsen (vorne innenbelüftet) packen anständig zu und erweisen sich
als standfest.
Viel Ausstattung für 33.750 Euro
"Nackt"
kostet der MG ZT-T 190 exakt 33.750 Euro und liegt damit preislich zwischen
einem BMW 325i Touring und einem Mercedes C240 T-Modell. Im Vergleich zur etablierten
deutschen Konkurrenz ist der extravagante Brite deutlich besser ausgestattet.
Zum Serienumfang des ZT-T gehören unter anderem die 18-Zoll-Leichtmetallräder,
das Sportfahrwerk, Xenonlicht, Teilleder-Sportsitze, ein Lederlenkrad, Klimaautomatik
und ein Kassettenradio mit 6-fach CD-Wechsler. Auf Wunsch erhältlich sind unter
anderem eine Traktionskontrolle (400 Euro), Navigationssysteme (ab 1.892 Euro)
und ein Glas-Schiebedach (810 Euro). Elektrisch verstellbare Sitze (ab 920 Euro)
kosten genauso Aufpreis wie Metallic-Lack (563 Euro) und Vollleder- bzw. Alcantara-Bezüge
(760 Euro). Unverständlich ist, weshalb für die Dachreling (305 Euro) und Gepäcknetztrennwand
(246 Euro) extra zur Kasse gebeten wird.
Fazit
Der
MG ZT-T ist ein sportlicher Kombi mit hohem Alltagswert, der dazu eine gehörige
Portion Fahrspaß bietet. Positiv fallen die angenehmen Materialien im Innenraum,
das gut abgestimmte Sportfahrwerk, die leichtgängige Schaltung und der seidenweiche
Motor mit seinem bissigen, aber nie aufdringlichen Klang auf. Die Fahrleistungen
sind für einen 190 PS-Wagen mit Sportwagen-Ambitionen aber nur mäßig.
Gerade der schwache Durchzug enttäuscht. Wer gerne sportlich fährt, muss hohe
Touren wählen - und bezahlt dafür mit entsprechendem Verbrauch. Von seinen Konkurrenten,
den kleinen Sechszylinder-Kombis von BMW und Mercedes, hebt sich der MG ZT-T
vor allem durch eines ab: Exklusivität. Denn dass auf dem Firmenparkplatz ein
zweiter Briten-Transsportler steht, dürfte auszuschließen sein. Außer man arbeitet
bei der britischen Autobahnpolizei. Die hat nämlich ihren Fuhrpark mit einigen
dieser Lustlaster aufgerüstet.